Mein Name ist Hase

Samstag, Juli 31, 2021

BUGS BUNNY IST DER GRÖSSTE

 (SAHARA HARE) Piccolo Best.-Nr. 504

Jahrelang habe ich die Super 8-Fassungen der Looney Tunes von Piccolo Film München ignoriert. Denn nicht nur im Internet kam die Synchronisation schlecht weg. Zudem sind die verschiedenen Auflagen mit den ganzen Revue- und Eumig-Versionen, Kurzfassungen, unterschiedlichen Inhalten bei gleichen Bestellnummern usw. ein einziges heilloses Chaos...

Auch die Identifikation des Inhalts anhand der Einleger oder Titel scheint nahezu unmöglich. Dazu muss man die Filme ansehen. Im Gegensatz zu anderen Rezensenten haben die Piccolo-Tonfassungen für mich einen ganz eigenen, besonderen Charme. Klaus Havenstein, bestens bekannt als "King Louis", der Affenkönig in Disneys Dschungelbuch, leiht allen Charakteren seine Stimme. Darunter auch Tweety und Granny. Während er Daffy Duck leicht nervig dahinqäkt und Bugs Bunny eher mittelprächtig ausfällt, ist sein aufbrausender Yosemite Sam der Oberknaller! So wütend hat man den kleinen Seeräuber oder Wüstenscheich selten erlebt.

Zudem verpasste Havenstein Sam einen pseudo-arabischen Akzent. Sein "Haaalt, Chameeel!" ist wahrlich zum Schießen und das Highlight dieses Cartoons. Die 45m-Ausführung mit Ton ist ungekürzt. Der Recherche nach dürften die Piccolo-Fassungen kurz nach Start von "Schweinchen Dick" im ZDF in den frühen 1970er Jahren veröffentlicht worden sein.

Manche Piccolo/Revue/Eumig Looney Tunes existieren leider nur in gekürzten 33m-Fassungen. Der Großteil war jedoch ungekürzt erhältlich. Auffallend und etwas störend ist die fehlende Geräusch- und Musik-Kulisse im Hintergrund an den Stellen, an denen gesprochen wird. Das ist schade, da der Gesamteindruck darunter etwas leidet. Dennoch machen die alten Filme richtig Spaß und der Ton ist eine gute und interessante Alternative.

Der fehlende Hintergrund ist dadurch bedingt, dass Piccolo das italienische Material von Techno-Film als Master verwendete. Klaus Havenstein wurde für spätere Veröffentlichungen irgendwann von Mogens von Gadow (bekannt als eine der Krähen von "Heckle & Jeckle" und als Synchronstimme von Joe Pesci) abgelöst, der einen hervorragenden Porky zum Besten gibt. In "Claws For Alarm" (Schweinchen Dick sieht Gespenster) ist der Schlussgesang deshalb nicht englisch wie im Original, sondern italienisch, um ein konkretes Beispiel zu nennen.

1977 gingen die Lizenzrechte der Warner Bros.-Cartoons für das Heimkino an die UfA. Bis dahin hatte Piccolo insgesamt mehr als dreißig Looney Tunes Tonfilme herausgebracht. Zwei davon entstammten der Kinosynchronisation des Films "Die Bugs Bunny Show" von 1963.

Die Heimkinofassungen erschienen in verschiedenen Ausführungen. Die beste Ausstattung hatte die 45m-Einzelspule in Farbe mit Ton. Als preislich günstigere Varianten gab es auch 17m-Kurzfassungen in schwarzweiß mit und ohne Ton.

ALLE SPATZEN TANZEN

 (TWEET AND SOUR) UfA Best.-Nr. 1045


1977 brachte die UfA insgesamt 30 Looney Tunes mit eigener Synchronisation auf Zelluloid heraus. Neben Ivar Combrinck als Bugs Bunny war Bruno W. Pantel die Allzweckwaffe. Denn er sprach sowohl für den ruppigen Yosemite Sam als auch, mit etwas sanfter angelegter Stimme, für Elmer Fudd und Kater Sylvester. Im Gegensatz zur ZDF-Version blieben die Cartoons alle ungekürzt. Am Ende folgte über die "That's All Folks!"-Abblende Bugs Bunnys Spruch: "Das war's für heute! Und bis zum nächsten Abenteuer immer schön fröhlich bleiben!".

Handlung:
Granny geht außer Haus und lässt Tweety und Sylvester allein. Damit der Kater nicht an den Vogel kann, versteckt sie den Schlüssel unter der Fußmatte. Doch genau dort befindet sich auch Sylvester. Damit er sich ja nicht an Tweety heranmacht, droht Granny damit, aus ihm Geigenseiten machen zu lassen, sollte dem Vogel etwas passieren. Ausgerechnet jetzt mischt sich ein anderer hungriger Straßenkater ein und stiehlt Tweety…

Während in der ZDF-Fassung, wie sie Pro7 ausstrahlte, ein Stück fehlt, hat man bei der UfA an der Stelle dem roten Kater den Namen "Franky" gegeben und ihn aus dem Off "Sylvester, Sylvester! Wo bist Du?" rufen lassen. Auch dauert die Hin- und Her-Szene mit dem Holzhammer deutlich länger und Sylvester spricht seinen Widersacher direkt an. Im Original als "cat". Der Kater selbst sagt im Original nichts. Leider sind die Stimmen von Tweety, Granny und dem roten Kater nicht zuzuordnen. Granny heißt übrigens "Oma" und anstelle von "…bad ol' putty tat!" sagt Tweety: "…sonst fliegst du raus, du alter Staubfänger!". Eine ziemlich coole Alternative!

Diese Version macht richtig Spaß. Die Stimmen sind gut besetzt und der Ton der vorliegenden Spule hat die Jahrzehnte gut überdauert. Das Original-Bildmaterial der Warner Bros. gibt es inzwischen in restaurierter Form über den US-Streamingdienst HBO Maxx. Die UfA gestaltete ihre Titel zwar kreativ, aber "Alle Spatzen tanzen" ist für diesen Cartoon ziemlich daneben.


Die UfA-Heimkinofassungen gab es in verschiedenen Ausführungen. Die beste Ausstattung hatte die 45m-Einzelspule (Best.-Nr. 1045) in Farbe mit Ton. Daneben gab es auch die Möglichkeiten schwarzweiß und stumm. Dazu die 17m Kurzfassungen (Best.-Nr, 1075) und Kompilationen mit je zwei (Best.-Nr. 1020) oder auch drei Filmen (Best.-Nr. 1010) auf einer Spule. Die Verkaufspreise lagen dabei zwischen 8,90 D-Mark für die schwarzweiße Kurfassung ohne Ton und bis zu 149.- D-Mark für die 120m-Kompilationen mit drei Looney Tunes in Farbe und mit Ton.