BUGS BUNNY IST DER GRÖSSTE
(SAHARA HARE) Piccolo Best.-Nr. 504
Jahrelang habe ich die Super 8-Fassungen der Looney Tunes von Piccolo Film München ignoriert. Denn nicht nur im Internet kam die Synchronisation schlecht weg. Zudem sind die verschiedenen Auflagen mit den ganzen Revue- und Eumig-Versionen, Kurzfassungen, unterschiedlichen Inhalten bei gleichen Bestellnummern usw. ein einziges heilloses Chaos...
Auch die Identifikation des Inhalts anhand der Einleger oder Titel scheint nahezu unmöglich. Dazu muss man die Filme ansehen. Im Gegensatz zu anderen Rezensenten haben die Piccolo-Tonfassungen für mich einen ganz eigenen, besonderen Charme. Klaus Havenstein, bestens bekannt als "King Louis", der Affenkönig in Disneys Dschungelbuch, leiht allen Charakteren seine Stimme. Darunter auch Tweety und Granny. Während er Daffy Duck leicht nervig dahinqäkt und Bugs Bunny eher mittelprächtig ausfällt, ist sein aufbrausender Yosemite Sam der Oberknaller! So wütend hat man den kleinen Seeräuber oder Wüstenscheich selten erlebt.
Zudem verpasste Havenstein Sam einen pseudo-arabischen Akzent. Sein "Haaalt, Chameeel!" ist wahrlich zum Schießen und das Highlight dieses Cartoons. Die 45m-Ausführung mit Ton ist ungekürzt. Der Recherche nach dürften die Piccolo-Fassungen kurz nach Start von "Schweinchen Dick" im ZDF in den frühen 1970er Jahren veröffentlicht worden sein.
Manche Piccolo/Revue/Eumig Looney Tunes existieren leider nur in gekürzten 33m-Fassungen. Der Großteil war jedoch ungekürzt erhältlich. Auffallend und etwas störend ist die fehlende Geräusch- und Musik-Kulisse im Hintergrund an den Stellen, an denen gesprochen wird. Das ist schade, da der Gesamteindruck darunter etwas leidet. Dennoch machen die alten Filme richtig Spaß und der Ton ist eine gute und interessante Alternative.
Der fehlende Hintergrund ist dadurch bedingt, dass Piccolo das italienische Material von Techno-Film als Master verwendete. Klaus Havenstein wurde für spätere Veröffentlichungen irgendwann von Mogens von Gadow (bekannt als eine der Krähen von "Heckle & Jeckle" und als Synchronstimme von Joe Pesci) abgelöst, der einen hervorragenden Porky zum Besten gibt. In "Claws For Alarm" (Schweinchen Dick sieht Gespenster) ist der Schlussgesang deshalb nicht englisch wie im Original, sondern italienisch, um ein konkretes Beispiel zu nennen.
1977 gingen die Lizenzrechte der Warner Bros.-Cartoons für das Heimkino an die UfA. Bis dahin hatte Piccolo insgesamt mehr als dreißig Looney Tunes Tonfilme herausgebracht. Zwei davon entstammten der Kinosynchronisation des Films "Die Bugs Bunny Show" von 1963.
Die Heimkinofassungen erschienen in verschiedenen Ausführungen. Die beste Ausstattung hatte die 45m-Einzelspule in Farbe mit Ton. Als preislich günstigere Varianten gab es auch 17m-Kurzfassungen in schwarzweiß mit und ohne Ton.